Mo. Okt 7th, 2024

… eine beflügelnde Unternehmung

Ende November war ich mit meiner Freundin Marta und meiner Hündin Rosa 6 Tage im Harz unterwegs. Lasst Euch mitnehmen zu dieser Wanderung zwischen Herbst und Winter.

TOURENTELEGRAMM Harzer-Hexenstieg, 1.Etappe: Von Osterode nach Altenau Kunstberg, 28,8 km, 621 hm hoch, 329 hm runter, Gehzeit 6:18 h

„Guten Flug“

Besonderheiten des Tages: Im ersten Teil führte uns der Weg eine alte Handelsstraße entlang, wo früher Eselskarawanen Getreide zu den Verhüttungsplätzen brachten und in der Gegenrichtung Erz abtransportiert wurde.

Später führte der Weg über weite Strecken an einem Damm entlang. Dämme gibt es im Harz in Hülle und Fülle, auch sie dienten der Verarbeitung und Gewinnung der Bodenschätze und es war ein großes Dammsystem angelegt und auch immer wieder Stauseen.

Herausforderung des Tages: Durch den groben und scharfkantigen Schotter, humpelte Rosa nach einiger Zeit, und ich machte mir schon Sorgen, wie das wohl weitergehen würde, aber ab Tag Zwei war das Problem dann nicht mehr vorhanden.

Haiku des Tages:

Harzer Hexenstieg / Nieselregen tropft herab / Kälte dringt hindurch

TOURENTELEGRAMM Harzer-Hexenstieg, 2.Etappe: Von Altenau Kunstberg über die Wolfswarte und die Rangerstation zum Brocken, 22,7 km, 1039 hm hoch, 443 hm runter, Gehzeit 5:45 h

Besonderheiten des Tages: Der Abstecher zur Wolfswarte war absolut lohnend. Es wurde zwar immer diesiger und nebliger, aber umso mehr tauchten die grünlich schimmernden Steine in ein mystisches Licht. Das war sehr beeindruckend.

Nach einigen Stunden Wanderung bekamen wir beide ordentlich Kaffeedurst und wagten gar nicht zu hoffen, dass die Ranger Station offen sein könnte ( denn schon so manche Einkehr hatten wir verschlossen vorgefunden, aufgrund der Jahreszeit), aber sieh da: Wir bekamen einen Kaffee und waren glücklich! Und der Aufstieg danach zum Brocken ging viel einfacher als gedacht und war auch noch mal landschaftlich sehr schön.

Oben am Brocken war dann alles wieder im Nebel und wir konnten nur erahnen, wo sich welches Gebäude befinden könnte, fanden aber unsere Unterkunft und waren glücklich und zufrieden nach einem langen und ausgefüllten Tag. Auch der Nebel am Brocken hüllte alles ein und verbreitete eine sehr besondere Stimmung.

Herausforderung des Tages: Das trübe Wetter nicht zu einer trüben Stimmung werden zu lassen, war eine Herausforderung, aber wir meistern diese mit Bravour.

Haiku des Tages:

Der Ranger im Harz / beschützt uns vor den Wölfen / und es gibt Kaffee

Es gibt immer etwas zu entdecken

TOURENTELEGRAMM Harzer-Hexenstieg, 3.Etappe: Vom Brocken über die Leistenklippen nach Königshütte, 20,2 km, 132 hm hoch, 854 hm runter, Gehzeit 4:30 h

Besonderheiten des Tages: Der dritte Wandertag begrüßte uns mit einem gigantischen Sonnenaufgang am Brocken, der mir bis heute noch vor Augen ist, und nachgeht, bei Wind und eisiger Kälte. Dieses Naturschauspiel zu erleben, war sehr faszinierend.

Die Leisten Klippen waren eine besondere Felsformation und ein lohnender Abstecher.

Immer wieder war der Weg des dritten Tages geprägt von abgestorbenen Bäumen, die wie Gerippe gen Himmel strebten und in Verbindung mit dem Sonnenlicht doch ein interessantes Bild ergaben, aber eben schaurig-schön. Auf das Waldsterben werde ich wann anders noch zu sprechen kommen.

Herausforderung des Tages: Durch die Faszination des Sonnenaufgangs waren wir, glaube ich, den ganzen Tag in einer super Stimmung! Da konnte uns nicht herausfordern! Und wenn ich mal müde wurde, dann fing ich an zu dichten…

Haiku des Tages:

Ich dichte Haikus / immer wenn ich müde bin / dann läuft es leichter.

Rosa ist müde

TOURENTELEGRAMM Harzer-Hexenstieg, 4.Etappe: von Königshütte nach Altenbrak, 26,3 km, 298 hm hoch, 415 hm runter, Gehzeit 5:36 h

Besonderheiten des Tages: Die Tagesetappe war am Anfang noch stark vom Waldsterben geprägt und wurde dann aber im Laufe der Tour immer schöner. Der Weg wurde schmaler und der Wald immer mehr Mischwald. Das war sehr schön.

Wir hatten dann auch eine wunderschöne Aussicht auf Altenbrak und waren damit im Ostharz angekommen, der einen ganz anderen Charakter zeigte als die Etappen vorher, etwas lieblicher.

Herausforderung des Tages: Als am Anfang unserer Etappe der Weg sehr breit war und rechts und links nur abgeholzte Bäume, und ich mir vorkam, wie auf dem Mond, da sank meine Stimmung doch sehr. Ich fragte mich: Warum laufe ich eigentlich im Harz? Was soll denn hier schön sein? Da hing ich ganz schön durch!

Haiku des Tages:

Keine Bäume mehr / alles abgeholzt im Harz / Stimmung im Keller

TOURENTELEGRAMM Harzer-Hexenstieg, 5.Etappe: von Altenbrak nach Thale, 13,7 km, 280 hm hoch 420 hm runter, 4:03 h

Besonderheiten des Tages: Mir hat das Bodetal besonders gut gefallen. Die besondere Bauweise der Häuser, oft mit Holzverschalung, manches Fachwerk und so manches kleine Schlösschen … eine wunderschöne Gegend.

Faszinierend war dann auch der Hexentanzplatz mit der Aussicht, die sich normalerweise bieten würde, und wir konnten sie im Nebel nur erahnen. Wir waren aber sehr froh, zu einer wenig attraktiven Jahreszeit dort zu sein, denn bei schönem Wetter geht da sicher der Punk ab. Da möchte ich dort lieber nicht sein.

Mit dieser fünften Etappe kamen wir am Ende des Harzer Hexenstieges an und standen in Thale stolz an der Start/Ziel Markierung.

Am Ziel „Harzer Hexenstieg“

Herausforderung des Tages: Für mich zeigte sich eine Herausforderung in der Tatsache, dass kurz nach unserer Wanderung ein Auftritt wartete, und ich langsam aber sicher etwas unruhig wurde, da ich mich ja noch vorbereiten musste. Da war es super, dass die letzte Etappe sehr kurz war und ich so in Thale eine Probeneinheit einlegen konnte, da war mein Gewissen beruhigt, und ich konnte mich wieder der Wanderung widmen.

Manchmal ist es wichtig, den Tatsachen ins Auge zu sehen, nach Lösungen zu suchen, um dann wieder entspannt weitergehen zu können. „Weitergehen“ im wahrsten Sinne des Wortes!

Haiku des Tages:

Bodetal so schön / Hexentanzplatz ganz verwaist / Abstieg nach Thale

TOURENTELEGRAMM Harzer Klosterwanderweg: Von Thale nach Wernigerode, 30 km, 611 hm hoch, 452 hm runter, Gehzeit 6:15 h

Besonderheiten des Tages: Die Teufelsmauer war sicher ein Highlight des Tages, und insgesamt zeigte sich diese Etappe mit viel Mischwald und schmalen Pfaden und damit sehr angenehm zu laufen. Ein wirklich schöner Weg.

Herausforderung des Tages: Ich wusste, dass 30 km vor mir liegen, und da ich mich mit so langen Strecken etwas schwer tue, war ich sehr gespannt, wie ich diese Etappe meistern würde. Aber es lief wirklich sehr gut, und ich hatte die Energie für die gesamte Strecke .

Ich will in den kommenden Monaten ein fleißig trainieren, um meine Langstreckenkondition noch zu verbessern. Die brauche ich für die große Tour im Sommer, die ich gemeinsam mit Marta vorhabe ( GR 10).

Haiku des Tages:

Viele Nebelschwaden / mein Blick führt hin zum Detail / Faszination pur

Nun mal so ganz allgemein: Wie habe ich den Harz erlebt? Ehrlich gesagt, war ich geschockt von dem Waldsterben und dem Ausmaß, dass dieses Waldsterben mittlerweile hat. Immer wieder Abschnitte, die entweder komplett abgeholzt waren, oder die Bäume als Gerippe dastanden … aber eben tot! Dann immer wieder Schautafeln, die auf Naturschutzprojekte hinwiesen und Aufforstungsinitiativen. So etwas macht dann Mut, aber all das braucht auch sehr viel Zeit.

Mir hat diese Wanderung deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass wir uns den Problemen unserer Natur stellen, Probleme, die wir selber verursacht haben! Es gibt viel zu tun und wir dürfen die Dinge nicht schönreden oder ignorieren!

Großes Lob an die Ranger, die nicht nur guten Kaffee servieren, sondern eine super Arbeit machen mit dem Naturschutz im Harz und allen Aufforstungsprojekten.

Sechs Tage im Harz: Ende November, Anfang Dezember, sogar der erste Advent war dabei. 140 km gemeinsam mit meiner Freundin Marta und meiner Hündin Rosa. Im Nebel unterwegs. Gute Gespräche, stilles Wandern, gut geschlafen, ein schönes Miteinander.

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