So. Apr 28th, 2024

GR10 – Etappe 31

Tourentelegramm 31. Etappe: Von Mounicou zum Refuge Fourcat, Abbruch der Tour ca 1 Stunde vor erreichen der Hütte, 10 km, 6:00 h, 1500m⬆️, 100m ⬇️

Heute Morgen startete ich, wieder bei schönem Sonnenschein, von Mounicou aus zum Refuge Fourcat. Ich wollte von dort aus vier Tage in Andorra verbringen und hatte mir die Tour ausgewählt und auch schon die Höhhütten gebucht, aber es kam dann heute anders. Der Aufstieg gestaltete sich erst moderat, später sehr, sehr anstrengend, denn es gab immer wieder größere Felder mit großem Blockfels, der für Rosa und auch für mich sehr, sehr anstrengend war und hohe Konzentration forderte, denn immer wieder war es schwierig den Weg zu finden und die richtige Passage durch diese riesigen Quader.

Wir machten dann eine schöne Erholungspause an einem der vier Seen und genossen ein wenig Abkühlung, um dann den letzten Aufstieg anzugehen.

Wir waren auf dem Weg schon darauf hingewiesen worden, dass es einen seilgesicherten Abschnitt gäbe, und als der dann kam,  erwies er sich schwieriger als gedacht. Der Fels, an dem man hochklettern musste, war sehr glatt. Es waren zwar nur circa 3 m, aber an diesen 3 m scheiterten wir. Ich ging erst mal nach oben und legte Rosas Satteltaschen ab, ging dann wieder nach unten, um Rosa zu holen. Ich nahm ihre Leine und sicherte sie in dem Stahlseil, doch Rosa schaffte es einfach nicht, den glatten Fels nach oben zu kommen. Sie rutschte immer wieder ab und ich musste mein Vorhaben aufgeben. Es war mittlerweile 17:00 Uhr und vom See hatte ich circa eine Stunde gebraucht, bis zu dieser Stelle. Und zum Refuge Fourcat wäre es noch eine Stunde gewesen! Wir waren so nah dran! Mein Handy zeigte mir mittlerweile keinerlei Netz mehr an. Ich konnte so auch nicht in der Unterkunft Bescheid sagen, dass ich nicht kommen würde. Ich lief also mit Rosa zurück zum See und man merkte ihr an, dass sie sehr mitgenommen war. Sie wirkte ängstlich, geschwächt und absolut erschöpft. Der Versuch, sie über diese steile Stelle zu bringen, hatte sie alle letzte Kraft gekostet, und sie war fix und fertig. Und ich auch! Ich trug auf dem Weg zurück zum See dann ihre Satteltaschen, die ich oben auf meinen Rucksack schnallte, um Rosa ein wenig zu entlasten, was auch nötig war. Am See bekam sie eine riesige Portion Futter und konnte erst mal richtig gut trinken, der See bot ja genug Wasser! Und dann legte sie sich sofort hin und schlief augenblicklich ein.

Ich weinte dann erst mal eine Runde, denn mit dieser Tageswendung hatte ich nicht gerechnet. Ich konnte niemandem Bescheid sagen, dass ich hier alleine in den Bergen sei, und das machte mich schon sehr traurig. Aber nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, erwachte in in mir der Robinson Crusoe, es war doch alles halb so wild: Ich hatte ein Zelt, einen Schlafsack und eine Isomatte. Ich hatte eine Schokolade und Nüsse und ich hatte einen ganzen See voller Wasser und kleine Mikropurtabletten, um dieses Wasser auch von seinen kleinen Keimen zu befreien. Ich beruhigte mich zusehends.

Dann entdeckte ich plötzlich einen jungen Mann, der ganz in der Nähe von meinem Zelt, einige Zweige zusammen sammelte, vermutlich als Feuerholz. Ich sprach ihn an und fragte ihn, wo er denn schlief, und er erzählte mir von seinem Zelt und seiner Freundin und dass sie morgen zurück gehen würden, zum Parkplatz! Und ich fragte ihn, ob ich sie vielleicht morgen begleiten könnte und ich würde später bei ihrem Zelt vorbeikommen und wir könnten es dann besprechen! Da ging es gleich nochmal viel besser. Ich ging dann später bei deren Zelt vorbei, es stand an der anderen Seite des Sees, und ich erklärte ihnen meine Situation.  

Sie erwiesen sich als meine Engel des Tages, denn es gab für mich Brot, Wurst und Käse und eine leckere Birne und am nächsten Tag würden wir gemeinsam zum Parkplatz laufen, und sie würden mich dann in die nächste Stadt fahren, von der aus ich dann an den GR10 wieder anknüpfen würde, Andorra würde ich aus dieser Situation heraus nicht angehen! Rosa musste sich jetzt erst mal von dem Stress erholen. Als dann die Sonne unterging und alles in ein wunderschönes Licht tauchte, war es schon wieder fast romantisch! Und wir Beide, Rosa und ich, schliefen in dieser Nacht richtig tief und fest!


GR10 – 32 Etappe

Tourentelegramm 32. Etappe: vom Lac Étangs du Picot zum Parkplatz Soulcem, 5,5 km, 2:00 h, 800m ⬇️, 50m ⬆️

Mit Morgan und Aurelien ( meinen zwei Engeln) startete ich heute Morgen den Abstieg zum Parkplatz Soulcem. Ich war sehr froh, diesen Weg nicht alleine zu gehen, denn Rosa machte einen sehr geschwächten Eindruck. Ich trug ihre Satteltaschen, um es ihr leichter zu machen. Es gab auf dem Abstieg einige sehr abschüssige Stellen, wo sie auch wieder Unterstützung brauchte, aber wir schafften es gut, wir machten zwischendurch zwei Pausen. (Der Parkplatz Soulcem lag ca 5 km oberhalb von Mounicou und verkürzte die Tour vom Vortag um die Hälfte!)

Autofahrt – leckerste Pizza der Welt – Zugfahrt nach Mérens-les-Valse

Mit Morgan und Aurelien fuhr ich dann nach Tarascon und dort gab es erst mal eine Pizza für uns Drei! Die beste Pizza der Welt! Ich fuhr dann mit dem Zug nach Mérens-les-Vals. Gut angekommen, machte ich mich auf dem Weg zur Auberge/Gîte du Nabre und fand dort einen wunderschönen Schlafplatz in der ausgebauten Scheune, wo die Betten in kleinen Gruppen sehr schön angeordnet waren und auf drei große Etagen verteilt. Wirklich sehr beeindruckend! Und ich bekam eine Nische ganz für mich alleine und Rosa durfte bei mir schlafen.

Ich würde hier auch den morgigen Tag verbringen und eine zweite Nacht, dann würden wir schauen, ob Rosa sich soweit erholt hat, dass wir unseren Weg fortsetzen können. Für einen Pausentag ist es wirklich ein traumhafter Ort, mit schönem großen Garten, Blick auf eine alte Kirche, viele kleine Plätze zum Sitzen und Verweilen: Richtig, richtig schön! Da fängt doch schon die Erholung an!


Begegnungen

Auch in der vergangenen Woche gab es für mich wieder besondere Begegnungen: Da war zum einen Petra aus Tschechien, mit der ich vier Tage die gleiche Wanderstrecke teilte und wir abends in der gleichen Auberge/Gite übernachteten.

Sie fotografierte auch sehr gerne und so hatten wir immer wieder gemeinsame Themen, wenn uns Ausblicke faszinierten, oder Blümchen am Wegesrand. Das war sehr schön.

Dann war da Luca mit seinem Vater Axel. Luca, gerade elf Jahre alt, läuft mit seinem Vater den GR 10! Hut ab! Immer mal wieder begegneten wir uns und machten gemeinsam Pause. Ich lief dann weiter, denn ich wusste, die Beiden würden mich eh einholen. Und so ging das an manchen Tagen hin und her. Aber irgendwann waren sie dann weg, denn sie waren einfach schneller. Luca freute sich immer sehr an Rosa und wenn er am Pausenplatz war und wir noch nicht, da merkte ich, wenn ich mich langsam näherte (bin eine „Aufstiegsschnecke“) dass er schon gewartet hatte und Ausschau hielt, ob er uns irgendwo entdeckte. Ein ganz quirliger aufgeweckter Junge, dieser Luca.

Dann waren da Aurelien und Morgan, die für mich meine beiden Engel waren, als ich in der Wildnis übernachten musste, am See, unterhalb des Refuge Fourcat. Sie waren so hilfsbereit! Und als ich am Morgen nicht sicher war, ob Rosa den steilen Abstieg schaffen würde, da sagte Aurelien: Wenn Rosa es nicht schafft, dann trage ich sie! Ein echter Held!

Zeit für ein Dankgebet

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