Fr. Apr 19th, 2024

Mit Spronser Joch und Spronser Seen, 6 Tage unterwegs

Im Frühsommer 2022, bei schönen sommerlich warmen Temperaturen, starten wir montags unsere Tour Meraner Höhenweg! Die Anreise fand sonntags statt, mit Übernachtung im Gasthof Oberlechner in Vellau.

Blick vom Gasthof Oberlechner nach Meran

Ich glaube, langsam ist es schon ein Ritual, dass ich am Anfang eine Kirche oder Kapelle entdecke, die mich irgendwie anzieht, wo ich hinein gehe und meine Gedanken sich sammeln und zur Ruhe kommen. So ist es auch an diesem Montag, unserem ersten Tag vom Meraner Höhenweg: Ich gehe in eine kleine Kirche, betrachte Bilder und Figuren, genieße die Kühle und tauche in die Stimmung dieses Raumes ein, singe ein Lied, sammle meine Gedanken. Die vergangenen Wochen waren gut gefüllt mit Arbeit und Aktionen, nach vielen Monaten Einschränkungen durch Corona, wieder mehr Freiheiten und dadurch auch mehr Aufträge und Jobs. Und nun bin ich hier in Vellau, in der Kirche, mit dem Wissen, 6 Wandertage liegen vor mir, Tage in der Natur, der Bergwelt, ich bin gespannt was kommt:

Ich bin gespannt auf die inneren Bilder, bin gespannt auf die Fragen, die sich mir stellen und gehe freudig die Tour an.

1. Etappe TOURENTELEGRAMM:

Von der Leiteralm bis Giggelberg, 11km, 580 hm hoch, 530 hm runter, reine Gehzeit: 4:00 h
Highlights: Vellauer Korblift, Hohe Wiege, Blick auf den Rosengarten
Wetter: leicht wechselhaft, ab und zu Nieselregen, sommerlich warm

Gleich am Anfang wartet für uns ein erster Höhepunkt: der Vellauer Korblift, für Rosa herausfordernd! Aber wir meistern diese Schwierigkeit mit Bravour.

An der Leiteralm angekommen, geht es dann in einem sanften bergauf und bergab bis zum Hochganghaus und von dort meist im Schatten des Waldes weiter. Der Weg ist unschwierig, bis auf eine Hängebrücke, die Rosa sehr verunsichert, da sie aus Metall ist und man durchschauen kann, sie spreizt ihre Pfoten ganz weit. Ich kann Rosa ermutigen, Schritt für Schritt diese Herausforderung zu bewältigen. Kleinere Hunde, mit kleineren Pfoten, muss man an dieser Stelle sicher tragen, da sich sonst die Pfoten im Metall verklemmen! Achtung!

Die vielen genialen Aussichtspunkte nehmen uns in ihren Bann, wir können uns gar nicht satt sehen. Immer wieder ein herrlicher Blick auf Meran und die umliegenden Bergzüge. Besonders schön ist der Rundumblick von der „Hohen Wiege“ aus!

Hohe Wiege

Unsere erste Übernachtungsunterkunft ist der Gasthof Giggelberg, den wir schon am frühen Nachmittag erreichen. Wir machen es uns gemütlich, genießen die Aussicht, kommen mit anderen Wanderern ins Gespräch. Nach einem leckeren Abendessen sitzen wir noch lange auf der Terrasse mit Blick auf den Rosengarten. Mit diesem Blick verabschiedet sich der Tag und begrüßt uns dann auch der nächste Tag. Ein ganz schön grandioser Start!

Blick aus unserem Zimmer im Untergeschoss: Der Rosengarten/Dolomiten

2. Etappe TOURENTELEGRAMM:

Von Giggelberg bis Untervernatschhof, 15,0 km, 705 hm hoch ­, 710 hm runter, reine Gehzeit: 5:30 h
Highlights: Schlucht der 1000 Stufen, 2 Hängebrücken, Untervernatschhof
Wetter: Sonnig und sommerlich warm

War am ersten Tag das Wetter noch sehr schwül warm und wechselhaft, so begrüßt uns am zweiten Wandertag der Morgen mit reinem Sonnenschein. Gestärkt mit einem leckeren Frühstück, kommen wir schon bald zur „Schlucht der 1000 Stufen“, viele Naturstein- und Holztreppen führen bergauf und bergab, immer wieder herrliche Ausblicke, ein wunderschöner Abschnitt dieser Tour! Wir kommen am Pirchhof vorbei, einem schönen alten Bergbauernhof, der wie viele andere auch, durch den Tourismus eine weitere Einnahmequelle gefunden hat (Einkehr und Übernachtung). Neben dem sehr alten Bauernhaus findet sich ein Neubau, der sich aber vom Stil her wunderbar in das Ensemble einfügt! Diese Verbindung zwischen alt und neu, die Verbindung zwischen Landwirtschaft und Gastronomie, das wird uns die gesamte Tour begleiten. 

Pirchhof

Die offenen Schirme laden zur Rast ein, aber es ist noch früh am Tag und wir wandern weiter! Mich beeindrucken diese schönen alten Bergbauernhöfe, einer schöner als der andere, ich liebe es, die verschiedenen Details zu betrachten (alte Scheunen, Werkzeuge, Landmaschinen, Blumenkübel, Beete, …) und auch den Menschen bei der Arbeit zuzuschauen (… ich bin witzig: ich lauf durch die Gegend, wandere vor mich hin, und beobachte die Menschen bei der Arbeit, … :))

Das Ende unserer zweiten Etappe ist der Untervernatschhof, dessen erste Erwähnung auf das Jahr 1248 zurückgeht. Auch hier gibt es neben dem alten Bauernhaus einen neueren Bau und wir werden von Familie Mair freundlich empfangen. Auf der Homepage kann man lesen: „Lernen Sie das Leben auf einem typischen Südtiroler Bauernhof kennen. Frühmorgens beginnt der Tag mit Stallarbeit, … Natürlich dürfen Sie dem Bauer dabei gerne über die Schulter schauen.“ 

Untervernatschhof

Unser Übernachtungsplatz ist ein Zimmer im alten Bauernhaus! Alles urig, alles alt, wir rücken eng zusammen, sitzen in einer niedrigen Stube beim Abendessen. Eine fröhliche Gemeinschaft entsteht mit Menschen, die man gar nicht kennt. Man unterhält sich über die Tour des Tages und das was man so vorhat, das Essen ist einfach und lecker. Auch in dieser Nacht schlafen wir wieder wunderbar (für mich sowieso nicht schwierig, ich schlafe in jedem Bett :)) und der nächste Morgen ist zwar etwas wolkenverhangen, aber trotzdem angenehm warm und wir freuen uns schon auf den dritten Wandertag.

Jana und Jan aus Osnabrück, sind auch mit ihrer Ridgebackhündin unterwegs: Elsa, fast 2 Jahre alt. Die beiden Hündinnen verstehen sich gleich super und haben in den kommenden Tagen immer wieder gemeinsame Zeiten für einen Trimmpoint und den typischen Ridgeback-Ringkampf. Es macht Freude, den beiden zuzuschauen, allerdings merkt man schon, dass Rosa mittlerweile 6 ½ Jahre alt ist und beim Toben nicht mehr so viel Ausdauer hat.

Rosa hat in Elsa eine Freundin gefunden – Abendspaziergang

3. Etappe TOURENTELEGRAMM:

Vom Untervernatschhof zum Eishof, 11,2km, 740 hm hoch­, 170 hm runter, reine Gehzeit: 4:00 h
Highlights: Mitterkaseralm, Ausblick vom Eishof in die Texelgruppe
Wetter: Sonnig und sommerlich warm

Die dritte Wanderetappe ist recht kurz mit vier Wanderstunden, so machen wir es morgens etwas gemütlicher und sind die Letzten, die mit der Wanderung starten. Alle anderen sind schon unterwegs. Leider ist ein Teil des Weges wegen Steinschlag gesperrt und wir müssen ein Stück Straße laufen. Das ist sehr schade! Ab dem Gasthof Jägerrast wird Weg immer schöner und der Ausblick in die Texel Gruppe immer bemerkenswerter und faszinierender. Wir wandern durch das Pfossental stetig bergauf. Unsere Mittagsrast machen wir auf der Mitterkaser-Alm (1954 m).       

Diese urige und traditionsreiche Alm wird seit einigen Jahren von Familie Gurschler mit viel Liebe fürs Detail betrieben. Das Essen ist vorzüglich! Man kann dort auch übernachten, das werden wir sicher mal machen, so gemütlich und schön, wie es dort ist! Der „Mitterkaser“ wird bereits im Jahre 1308 vom Bistum Feising an das Stift Stams verkauft (Urkundenverzeichnis im Stift Stams) Die Mitterkaser-Alm müsste also bereits schon im 13. Jahrhundert errichtet worden sein!

Stube in der Mitterkaser-Alm, die Täfelung ist 200 Jahre alt

Nach einer ausgiebigen und langen Pause wandern wir dann weiter, immer ein wenig bergauf, und sind bereits am frühen Nachmittag an unserem Übernachtungsplatz, dem Eishof. Immerhin haben wir mittlerweile eine Höhe von 2000 m erreicht.

Blick vom Eishof auf die „Hohe Wilde“ und die „Hohe Weiße“

4. Etappe TOURENTELEGRAMM:

Vom Eishof über das Eisjöchle und die Stettiner Hütte nach Pfelders, 17,8 km, 830 hm hoch, 1300 hm
unter, reine Gehzeit: 6:00
Highlight: Eisjöchle

Wetter: morgens sonnig und recht frisch, am Nachmittag regnerisch, zum Abend hin wieder sonnig

Unsere vierte Wanderetappe führt uns in zweieinhalb Stunden zum Eisjöchle. Der Weg ist gut ausgebaut (alter Militärpfad) und gut zu laufen.

Weg zum Eisjöchle

Vom Eisjöchle haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Texel Gruppe und die Stettiner Hütte, die im Jahr 2014 durch eine Lawine zerstört wurde und sich nun im Wiederaufbau befindet. Ein sehr moderner Neubau, für mich etwas gewöhnungsbedürftig, aber ein Architekt, den wir auf der Tour treffen, erklärt mir die Besonderheiten dieser baulichen Konstruktion.

Stettiner Hütte
Frisch ist es hier oben

Beim Abstieg erleben wir einen heftigen Regen mit Graupelschauer. Wir sind komplett durchnässt, als wir an der Lazinsalm ankommen, aber dann kommt die Sonne heraus und trocknet uns schnell wieder. Ein herrlicher Wiesenweg führt uns nach Pfelders, wo wir im Garni Firn, einer Privatpension, übernachten. Dort sind wir die einzigen Gäste und genießen am andern Morgen das leckere Frühstück und die freundliche Wirtin.

5. Etappe TOURENTELEGRAMM:

Pfelders bis Bockerhütte über Spronser Joch und Spronser Seen, 12,4 km, 970 Hm hoch ­, 900 Hm runter,
reine Gehzeit: 6:00 h
Highlights: Faltschnaltal, Ziegenherde, Sproner Joch, Sproner Seen, Bockerhütte

Auch unser fünfter Wandertag begrüßt uns mit herrlichem Sonnenschein, und da das Wetter stabil ist, entscheiden wir uns, die normale Route zu verlassen und über das Sponser Joch zu den Sponser See zu laufen und von dort bis zur Blockerhütte. Der Weg startet, nachdem wir den Ort Pfelders verlassen haben, wunderschön im Wald auf dem „Farnweg“, die Südtiroler sagen: „Färmweg“. Anschließend laufen wir im Faltschnaltal stetig bergauf, knapp 1000 Höhenmeter, bis wir am Sponser Joch ankommen.        

Ziegenherde im Anmarsch

Ein herrlicher rundum Blick und eine unglaubliche Zahl von Gipfeln belohnt die Anstrengung. In steilen Stufen geht es bergab mit Blick auf die Sponser Seen, die sich in unterschiedlichen Höhenstufen anordnen.

Eine Rast gibt’s auf der Oberkaser Alm und dann folgt noch der Abstieg zur Bockerhütte, wo wir wieder die einzigen Gäste sind und man uns mit viel Freundlichkeit und Gastlichkeit empfängt. Das Essen ist super lecker, wir unterhalten uns mit dem Pächterehepaar, schauen beim Melken zu, und schlafen bei Kuhglockengebimmel ein.

Die Bockerhütte

Die Bockerhütte wird komplett vom Hubschauber aus versorgt, die Familie Schnitzer wandert immer wieder hoch und runter, wenn etwas zu erledigen, oder zu besorgen ist. Sie leben seit 20 Jahren im Sommer auf der Bockerhütte mit ihren drei Kindern.

6. Etappe TOURENTELEGRAMM:

Von der Bockerhütte durch das Spronser Tal wieder zum Meraner Höhenweg und auf dem Vellauer Felsenweg zurück nach Vellau, 12 km, 600 Hm hoch­, 1400 Hm runter, reine Gehzeit:  4:00 h (versäumt aufzuzeichnen, daher nur ca. Angaben!)
Highlight: Vellauer Felsenweg

Der sechste Wandertag führt uns von der Bockerhütte in circa 1:15 Stunde hinab zum Meraner Höhenweg. Von dort geht es erst wunderbar durch den Wald und später in großer Hitze ohne Schatten bis zur Seilbahnstation Hochmut, wo wir auch einkehren. Wir erleben den Start eines Tandem Fluges (Gleitschirmfliegen) bei stahlblauem Himmel und mit großer Bewunderung!

Für den Abstieg nach Vellau wählen wir den Vellauer Felsensteig, der ein absolutes Highlight des Tages darstellt, ein herrlich schmaler Felsenweg, der sich an den Berg schmiegt und immer wieder herrliche Blicke auf das Meraner Tal bietet. Allerdings wirklich nur geeignet für schwindelfreie Menschen und auch geübte und sichere Hunde, die zuverlässig auf dem Weg laufen. Ich habe an der ein oder anderen Stelle schon ein wenig Angst um meine Rosa, aber sie macht ihre Sache absolut gut!

Ein kühles Getränk im Gasthaus Oberlechner, schon mal einen Blick über die wunderbaren Fotos werfen, mit dem Gastwirt ein wenig über die Tour plaudern, und dann ist die Heimfahrt schon angesagt. Wir fahren wieder über den Reschenpass zurück, kehren in Bichlbach in einer super Pizzeria ein und sind gegen 22:30 Uhr wieder zu Hause.

Fazit: der Meraner Höhenweg ist ein wunderschöner Höhenweg und für einen geübten Wanderer einfach zu laufen. Für uns war es schön, durch die Sponser Seen noch ein wenig mehr Höhenluft zu schnuppern und in alpinerem Gelände unterwegs zu sein. So fehlt uns der Abschnitt „hintenrum“ (wir wären dann einen Tag länger unterwegs gewesen), aber da auf dieser Strecke einige Asphaltstücke dabei sind (und die laufen weder Rosa, noch wir gerne), war die „Abkürzung“ über die Spronser Seen absolut lohnenswert. Auch die Richtung, wie wir die Tour gelaufen sind, hat uns sehr gut gefallen. Mir waren die Strecken am ersten und am dritten Tag etwas zu kurz. Diese Runde wäre so auch gut in fünf Tagesetappen zu schaffen.

Rosa am Berg

Wanderpoesie: Auch bei dieser Tour begleitete mich wieder ein Lied, diesmal war es ein alter Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“, in einer Strophe heißt es: „Lobe den Herren, der sichtbar dein Leben gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.“ Was für eine Zusage! Ich freue mich, dass die Bergwelt mir diese Lieder immer wieder ins Herz singt!

Wanderführer zur Tour:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert