Fr. Apr 19th, 2024

… und ein Mix aus Sonne und Wolken

Anfang Juli war ich ja vier Tage in der Brenta unterwegs, alleine mit Rosa. Da die Tour so super war, habe ich diese Tour noch einmal mit meinem Mann und unserer Freundin Tanja gemacht. Der zweite Tag war dann eine andere Route als bei der ersten Wanderung im Juli, und auch am vierten Tag haben wir die Route etwas abgeändert, so dass es sich lohnt, einen eigenen Beitrag hier zu verfassen. Auch das Wetter war komplett anders. Da wirkten die Berge anders, die ganze Natur strahlte eine andere Stimmung aus, unglaublich interessant. Interessant auch, wie anders eine Landschaft wirkt, wenn man sie zwei Monate später noch einmal besucht.

Vom ersten bis zum dritten Tag war es oft sehr trüb, die Berge hingen in Wolken, die für uns empfunden, dann wie ein dicker Nebel waren. Dadurch war es oft feucht kalt. Das erschwerte das Wandern besonders am dritten Tag, und als dann am vierten Tag es wieder richtig schön sonnig und warm wurde, war das wie ein Aufatmen. Da lief es sich gleich viel leichter.

Da merkt man mal, wie viel Wetter ausmacht: Trüber Himmel, eingehüllt sein in Nebel, kalter Wind, nur ab und zu blitzt mal die Sonne durch, eine Gipfelspitze lugt durch die Wolken und dann ist sie gleich wieder weg. So ein Wetter kann auch ein wenig die Stimmung trüben.

Diese Wetterwechsel hatten aber auch eine Faszination und das zeigt sich wunderbar in den Fotos.

Welcher Gedanke war für mich bei dieser Tour präsent? Gerade dieser Wechsel zwischen Sonne und Wolken, dieses umhüllt sein von Nebel, und die Sonne überhaupt nicht zu sehen, manchmal auch bedrückt zu sein durch die Kälte und Feuchte, all das spiegelt für mich unser Leben wieder: Oft sind wir wie eingehüllt durch Sorgen und schwierige Situationen und fragen uns: Wo ist hier Licht am Ende des Tunnels? Alles ist wie im dicken Nebel, doch dann blitzt plötzlich ein Sonnenstrahl durch, oder die Wolkendecke reißt auf, und ein Stück Himmel wird sichtbar und auch einige Bergspitzen, und plötzlich wird mir deutlich, die Sonne ist immer da, auch wenn ich sie zwischendurch nicht sehe. Wenn mir im Alltag dieser Spruch gesagt wird: „Ach ja, lass den Kopf nicht hängen, irgendwann scheint schon wieder die Sonne!“, dann wirkt es für mich platt und nicht besonders ermutigend, aber wenn ich es in der Natur ganz real erlebe, dann hat diese Erfahrung eine ganz andere Wirklichkeit, einen ganz anderen Wert. Das ging mir in diesen Tagen nach: Dieser Vergleich der dicken Wolkenschicht, empfunden wie ein dicker Nebel, eine Waschküche, in der ich laufe, mit meinem Leben. Und dann gesellte sich ein Lied dazu, ein altes Lied aus dem Jugendchor. Ein Gebet, in dem es um Ruhe und Gelassenheit geht. Dieses Lied war in meinem Kopf als Dauerschleife: „Gib mir Ruhe Herr, in dieser wilden Zeit, gib mir Ruhe Herr, und die Gelassenheit…“

Doch nun zu den einzelnen Etappen (zu denen es jeweils auch den Track auf der Alpenvereinaktiv App gibt!):

TOURENTELEGRAMM 1.Etappe: Vom Parkplatz Val Biole zum Refugio Selvata, 10 km, 676 hm hoch und 221 hm runter, reine Gehzeit 2:41 h (Angaben auf Grund der GPS Daten des TRACKS)

https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/brentarunde-von-andalo-aus-1.-etappe/251816118/

Blick auf den Molvenosee

Wir starteten, wie auch schon Anfang Juli, am Parkplatz Val Biole und wanderten von dort zuerst zur Seilbahnstation, wieder mit dem kleinen Abstecher über den „Wald Lehrpfad – IL MONDO DI SCIURY“. Bei der Seilbahnstation gab es erst mal ein Getränk und wir machten eine kleine Pause, um anzukommen. Ab der Seilbahnstation wurde der Weg dann schön schmal, ein wunderbarer Steig führte uns dann erst zum Rifugio Altissimo, danach ging’s bergauf und ohne allzu große Anstrengung erreichten wir das Refugio Selvata, unserem ersten Übernachtungsplatz.

Wir wurden von Michele und Erika freundlich empfangen, sie kannten noch meinen Namen und auch den Namen von Rosa und wir fühlten uns gleich sehr wohl. Nach einem leckeren Abendessen und einer gemütlichen Zeit bei einem Gläschen Wein am Kamin waren wir dann auch gut müde und haben super geschlafen.

TOURENTELEGRAMM 2.Etappe: Vom Refugio Selvata über Refugio Pedrotti, die Bocca di Brenta und das Refugio Brentei, zum Refutio Tuckett, 15,5 km, 1347 hm hoch, 924 hm runter, reine Gehzeit 5.30 h 

https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/brentarunde-von-andalo-aus-2.-etappe/251816654/

Der nächste Tag war dann sehr wolkenverhangenen und wir spazierten wie im dicken Nebel erst mal knapp drei Stunden die 850 hm bergauf bis zum Refugio Pedrotti.

Refugio Pedrotti

Zwischendurch riss die Wolkendecke auf und die Brentaberge zeigten sich. Es ging über die Bocca di Brenta weiter. Bis dahin war der Weg einfach zu gehen, danach folgte ein Abstieg, der etwas steiler war und an einigen Stellen seilgesichert, aber unproblematisch.

Abstieg von der Bocca di Brenta

Es folgten einige Abschnitte mit Eisenstangen in der Wand, da wurde es dann für Rosa wieder etwas schwieriger und wir mussten ihr über diese Stellen drüber helfen. Aber es ging auch sehr gut.

Dann wurde der Weg merklich einfacher und wir reichten das Refugio Brentei. Etwas oberhalb lag eine kleine Kapelle; dort machten wir eine kleine Rast. Der Weg schlängelte sich weiter am Berg entlang (Sentiero Bogani Nr. 318) und irgendwann bogen wir rechts ab in den Fridolin Weg mit der Nr. 328, stiegen noch mal durch dicken Blockfels, und waren dann am Rifugio Tuckett.

Auch hier wurde ich freundlich mit Namen begrüßt und Rosa auch. Ich glaube, so ein Hund mit Satteltaschen, der bleibt einfach im Gedächtnis :)! Da muss ich schon schmunzeln. Aber ich finde es auch eine wunderschön freundliche Geste, wenn man so freundlich empfangen wird. Das tut richtig gut. Im Refugio Tuckett war richtig was los und wir taten uns etwas schwer mit den vielen Menschen in einem Raum, da merkt man schon, dass Corona seine Spuren hinterlassen hat. Aber wir fanden einen schönen Tisch am Rand, dort gesellte sich noch ein Ehepaar zu uns und wir hatten einen richtig schönen Abend.

TOURENTELEGRAMM 3.Etappe: Vom Refugio Tuckett zum Refugio Stoppani (Versehentlich mit Absteher über Refugio Groste (+45 Minuten)) und auf Weg Nr. 301 zur Malga Spora, 12,8 km, 529 hm hoch, 924 hm runter, reine Gehzeit 4.15 h

https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/brentarunde-von-andalo-aus-3.-etappe/251817267/

Refugio Tuckett im Morgenlicht
Blick zur Bocca Tuckett
Dann zog es wieder zu

Als uns am dritten Tag wieder dichter Nebel umgab und wir in der „Waschküche“ unterwegs waren, sank ein wenig die Wanderfreude. Die vielen Höhenmeter des Vortages hatten uns auch zugesetzt und so waren wir alle ein wenig müde und schlapp. Solche Wandertage gibt es halt auch. Aber die Tour war ja nicht so sehr lang (siehe Juli 2022, gleiche Route) und so waren wir bereits am frühen Nachmittag an der Malga Spora.

Ich machte mich dann nach einer kurzen Mittagspause noch einmal auf, um für den vierten Wandertag nach einer Alternativroute zu schauen, die ich mir in der Karte angeschaut hatte Ich lief zur Bocca del Piz Galin. Das war eine schöne Nachmittags Wanderung und ich genoss die Zeit und Ruhe. Mein Mann Klaus-Martin und Tanja waren in der Hütte geblieben. Abends gab es wieder ein leckeres Essen. Die Hütte war voller als beim letzten Mal. Insgesamt war ich Anfang Juli wesentlich einsamer unterwegs, als jetzt Anfang September. Kann aber auch daran liegen, dass ich im Juli innerhalb der Woche unterwegs war, und wir jetzt an einem Wochenende wanderten. Das macht natürlich auch etwas aus.

TOURENTELEGRAMM 4.Etappe: Von der Malga Spora über den Passo Clamer zur Cima die Lasteri, dann zum Passo dei Lasteri, am Palon de Tovre entlang zurück zum Parkplatz Val Biole, 8,4 km, 616 hm hoch, 1169 hm runter, reine Gehzeit 4:00 h  

https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/brentarunde-von-andalo-aus-4.-etappe/251817948/

Malga Spora weit unten zu sehen

Der vierte Wandertag begrüßte uns mit herrlichem Sonnenschein. Da waren gleich die müden Beine vergessen und die Stimmung stieg. Und die Alternativroute, die ich am Vortag angedacht hatte (meine Mitwanderer machten mir da doch einen ziemlich müden Eindruck) und die etwas weniger Höhenmeter gehabt hätte, wurde verworfen und wir wählten wieder den Weg wie Anfang Juli über den Passo Clamer, und dann zur Cima dei Lasteri.

am Passo del Clamer
Cima dei Lasteri – der Gipfel ist gleich geschafft

Beim Abstieg fanden wir dann auch eine schöne Alternativroute, die ich beim nächsten Mal auch wieder wählen würde:

Vom Passo dei Lasteri (2291 m) stiegen wir erst über den Weg 344B ab, bogen auf einer Höhe von ca 2000 m nach rechts ab, das Wanderschild wies auf das Refugio Montana hin. Über einen wunderschönen Steig wanderten wir am Palon der Tovre entlang. Nach einem kurzen Aufstieg ging es erst am Grad entlang und dann immer bergab, anfangs mit großen Steinstufen, später durch Nagelwald und auf weichem Waldboden, bis zum Refugio Montana, das wir aber nur streiften, und auf breitem Weg, flott bergab, Richtung Auto wanderten.

Eine Einkehr gab es kurz vor dem Parkplatz an der Baita Pineta. Dort hatte leider die Küche schon geschlossen und so gab es nur noch einen kleinen Imbiss! Mein Hunger war auf alle Fälle größer, aber es klappt halt nicht immer alles nach Wunsch (für mich gab es dann zu Hause um 22 Uhr ein warmes Essen … meine Rettung :))

Es war wieder eine super schöne Tour! Wenn auch das Wetter nicht ganz so schön war wie Anfang Juli. Mein Mann Klaus-Martin und auch Tanja waren sehr begeistert von den wunderschönen Wanderwegen, der faszinierenden Natur, den besonderen Brenta Gipfeln und Felsformationen und wir waren natürlich alle begeistert von unserer Rosa, die wieder alles mit Bravour gemeistert hat. Ein wirklich toller Wanderhund. Als sie nach Hause kam, veranstaltete sie auf unserem Teppich im Flur ein Freudentänzchen, als wollte sie uns sagen: „Juhuu, ich bin wieder zu Hause, ist das klasse!“

Dies ist nun mein 10. Blogbeitrag! Ich merke, langsam bekomme ich Übung! Es gibt noch nicht so „eine Linie“, dafür ist alles noch zu frisch und ich muss mich ein wenig ausprobieren! Über Kommentare würde ich mich freuen: Was gefällt euch, was stört, was fehlt? Ich stelle für mich fest, dass durch das Schreiben die Touren eine besondere Verarbeitung erfahren und länger nachwirken!

Wanderpoesie:
Wenn sich die Sonne nicht zeigt / der Mut am Boden liegt / sei gewiss /
hinter jeder noch so dicken Wolke ist irgendwo die Sonne verborgen / sie ist da / und genauso nah / und dann zeigt sie sich plötzlich / nimm die Strahlen in dich auf / und erinnere dich immer wieder neu an diesen Moment / die Sonne ist für dich da / sie will dich wärmen / dir Kraft geben / dich erfreuen / aber auch die Wolken sind wichtig / sie zeigen dir deine Grenzen / machen dich ausdauernd / barmherzig und milde / so entsteht ein

Leben in Fülle
Leben als Ganzes
Leben mit all dem
was nicht zu bewältigen ist

Der Wanderführer zur Tour:

2 Gedanken zu „Brenta – September 2022“
  1. Liebe Bianca,
    Du schreibst so schön und das macht so viel Spaß Deine Touren zu lesen, da bekommt man sofort Lust loszuwandern ….und ganz besonders gefallen mir die Fotos an denen ich mich sehr erfreue!
    Unbedingt weiter so!
    LG Petra

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